mit Mitgliedern des therapeutischen Teams der sysTelios Klinik:
Dr. med. Regina Reeb-Faller
Ärztliche Direktorin
Fachärztin für Innere Medizin – Psychotherapie
Dr. Alexander Herr
Mitglied der Geschäftsführung
Diplom-Psychologe
Anke Zademack
Musiktherapeutin
Heiko Pfister
Gesprächspsychotherapeut
Anika Jaffé
Musiktherapeutin
Mittwoch, 29. Januar 2025
14.00 bis 17.30 Uhr
unter "Polaritäten" versteht man gegensätzliche Kräfte, Eigenschaften oder Prinzipien, die einander gegenüberstehen und oft im Spannungsfeld zueinander existieren. In der therapeutischen Arbeit, insbesondere im hypnosystemischen Kontext, geht es oft um Gegensatzpaare, die gleichzeitig Teil des Erlebens oder der Interaktion sind.
Beispiele für solche Polaritäten sind: Nähe und Distanz, Kontrolle und Loslassen, Sicherheit und Unsicherheit, Aktivität und Passivität. Der dynamische Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, stimmigem und unstimmigem Erleben, Angst und Zuversicht sowie vielen anderen Polen durchzieht unser Leben und prägt unser Erleben.
In der therapeutischen Arbeit mit Polaritäten geht es häufig darum, wie diese Gegensätze einander beeinflussen und wie wir – als Therapeutin oder Therapeut – dabei helfen können, zwischen den Polen zu navigieren. Der Begriff "Pendelprozesse" aus dem Titel unseres Online-Seminars deutet bereits an, dass es in der hypnosystemischen Praxis darum geht, ein Gleichgewicht zwischen diesen Polaritäten zu finden oder flexibel hin und her zu schwingen – je nach Situation und individuellem Bedarf der Klientin oder des Klienten.
In der hypnosystemischen Therapie gehen wir davon aus, dass beide Pole ihre Berechtigung haben und es nicht um ein Entweder-oder geht, sondern um ein Sowohl-als-auch. Der "Tanz zwischen den Polaritäten" beschreibt das dynamische und flexible Agieren zwischen ihnen. Ziel ist es, Spannungsfelder zwischen Extremen oder Gegensätzen, die in der therapeutischen Arbeit immer wieder auftauchen, bewusst zu machen und zu balancieren.
Ein tiefes menschliches Grundbedürfnis ist es, Leid und Unlust zu vermeiden und stattdessen Freude, Erleichterung und sogar Glück zu erleben. Aus Erfahrung und Beobachtung wissen wir jedoch, dass es uns leider nicht möglich ist, auf Knopfdruck vom belastenden Zustand A in den angenehmeren Zustand B zu gelangen.
Innere Zerrissenheit, sogenannte Ambivalenzen, Wertevorstellungen und Loyalitäten – sowohl im Inneren als auch im Äußeren – sowie unterschiedliche Seiten in uns, die verschiedene Wünsche und Bedürfnisse haben, können es erschweren, aus rigiden, leidvollen und festgefahrenen Mustern auszubrechen. Manchmal gibt es auch gute Gründe, sich nicht aus einem leidvollen Zustand herauszuwagen.
Dr. med. Gunther Schmidt, der Anfang der 1980er-Jahre kompetenz-aktivierende hypnotherapeutische und lösungsorientierte systemische Ansätze zum ganzheitlichen Konzept der Hypnosystemik zusammengeführt hat, beschreibt innere Ambivalenz als einen Normalzustand – als einen ständigen Wechsel scheinbar einander widerstrebender Zustände.
Bei der Auseinandersetzung mit schwierigen und herausfordernden Erfahrungen oder Themen in unserem Leben kann es hilfreich sein, das Pendeln zwischen Polaritäten vorwegzunehmen und gezielt zu nutzen – im Sinne des Wahrnehmens, Erkennens und Benennens.
Wie kann ich Ordnung aus Unordnung schaffen? Wie Sicherheit aus Unsicherheit? Was brauche ich, um von einem unstimmigen Erleben zu einem stimmigen zu gelangen? Wann ist es wichtig, auf unwillkürliche Körperbotschaften zu hören – und wann erscheint es passender, ein Thema kognitiv zu durchdringen? Wann geht es um ein Sowohl-als-auch, statt um ein Entweder-oder? Das Schwingen und Balancieren, das "Tanzen zwischen den Polen" sind integrale Bestandteile von Regulation, Veränderung, Integration und Wachstum.
In der hypnosystemisch-therapeutischen Praxis der sysTelios Klinik unterstützen wir diese Prozesse durch Interventionen wie die Arbeit mit inneren Seiten mittels Skulpturen oder inneren Dialogen, Trancen, Imaginationen, der Arbeit mit Bodenankern sowie nonverbalen Interventionen aus der Körper-, Musik- und Kunstpsychotherapie. Auch Achtsamkeitspraxis und Atemarbeit spielen eine wichtige Rolle.
Dr. med. Regina Reeb-Faller und Dr. Alexander Herr werden das Online-Seminar inhaltlich rahmen und im Online-Dialog mit Ihnen reflektieren.
Anke Zademack, Heiko Pfister und Anika Jaffé werden sehr praxisnah mit Ihnen durch eine Vielfalt hypnosystemischer Interventionsmöglichkeiten aus dem verbalen und nonverbalen Bereich balancieren und Beispiele aus der therapeutischen Praxis der sysTelios Klinik vorstellen. Dieses Erfahrungswissen möchten wir gern mit Ihnen teilen.
Wir laden Sie herzlich ein, an diesem Nachmittag mit uns zu forschen, eigene Erfahrungen zu machen und eigene Annahmen zu überprüfen.
14.00 bis 14.05 Uhr
Begrüßung der Teilnehmenden
14.05 bis 14.45 Uhr
Interaktiver Themenblock I
mit Dr. med. Regina Reeb-Faller und Dr. Alexander Herr
14.45 bis 15.25 Uhr
Interaktiver Themenblock II
mit Anke Zademack
Wenn Klientinnen und Klienten die sysTelios Klinik aufsuchen, zeigt sich oft, dass sie in Ambivalenzen festzustecken scheinen – manch-mal sogar in "Multivalenzen". Dabei entstehen unter starkem Druck Pole des "Entweder-oder", die bis in den Körper hinein ein Gefühl von Erstarrung auslösen können.
Mit achtsamen Schritten kann es gelingen, die Klientinnen und Klienten in ein erstes Schwingen einzuladen – in einen Fluss, der die Erstarrung allmählich in eine pendelnde Bewegung auflöst.
Die musiktherapeutische Arbeit mit der Stimme eröffnet dabei die Möglichkeit, über das Summen eine innere Verbindung zu sich selbst herzustellen und über das Singen oder Tönen einen äußeren Ausdruck des Selbst zu finden. Auf diese Weise werden Zugänge zu inneren wie auch äußeren Ambivalenzen erfahrbar und Perspektivwechsel können erlebbar gemacht werden.
Ton für Ton, Schwingung für Schwingung darf etwas ganz behutsam in Bewegung kommen – ein Pendeln zwischen den vielschichtigen Innen- und Außenwelten. So kann sich das "Entweder-oder" in ein "Und-gleichzeitig" verwandeln. Die eigene Stimme wird dabei zur treuen Begleiterin im Tanz der Ambivalenzen.
15.25 bis 15.40 Uhr
Pause – Zeit für digitales Innehalten und analoges Durchatmen
15.40 bis 16.20 Uhr
Interaktiver Themenblock III
mit Heiko Pfister
Menschen, die zur Psychotherapie kommen, formulieren oft Anliegen, die stark mit Mustern von Leid und Schmerz verbunden sind. Diese spiegeln jedoch nie den gesamten Menschen wider, sondern nur den besonders leidvollen Teil ihrer Persönlichkeit.
In der therapeutischen Arbeit geht es daher nicht nur darum, den Zugang zu anderen Persönlichkeitsanteilen und verborgenen Ressourcen wiederherzustellen, sondern auch die Dynamiken wertzuschätzen, die diese leidvollen Muster – oft über Jahre – aus dem Streben nach höheren Zielen und Loyalitäten heraus entstehen ließen.
Im therapeutischen Gespräch bedeuten Pendelprozesse ein ständiges Nachverhandeln der ursprünglichen Therapieaufträge, sodass die gesamte Person gewürdigt wird – nicht nur der leidende Teil.
Ein zentraler Schritt ist dabei der Aufbau von Selbstmitgefühl, was anfänglich leichter in Bezug auf das eigene Leid gelingt, schwieriger jedoch in Hinblick auf die Loyalitätsmuster, die dieses Leid hervorgebracht haben.
Durch Externalisierung und das Herausarbeiten eines sinnhaften, dem Leben dienenden motivationalen Kerns hinter den dysfunktional erlebten Mustern (oft als Reframing) kann eine Integration und neue Steuerung entstehen. Die Klientinnen und Klienten können auf diese Weise die leidvoll erlebten Muster nicht nur als hinderlich wahrnehmen, sondern als Ausdruck eines positiven Antriebs.
So können aus vielschichtigen inneren Konflikten neue Kompetenzen für innere und äußere Kooperationen erwachsen.
16.20 bis 17.00 Uhr
Interaktiver Themenblock IV
mit Anika Jaffé
Im Pendeln durch innere Ambivalenzen entsteht häufig das Erleben von Chaos und einer unkoordinierten Vielstimmigkeit der inneren Anteile. Ähnlich wie bei einem Orchester, das sich erst warmspielt, arbeiten alle an ihrem Part – und es entsteht eine Kakophonie, in der man leicht die Orientierung verlieren kann.
Wem soll ich wann zuhören? Wem gebe ich Raum, wen begrenze ich? Wer in mir weiß überhaupt, was "gespielt" wird? Und wie soll dieser Klang abgemischt werden?
In der Musiktherapie nutzen wir das Bild des klugen und liebevollen Dirigenten oder Bandleaders. Die Stärkung dieser inneren Steuerungsinstanz ist der Drehpunkt, um den wir pendeln oder auf dem wir eine Zeit lang balancieren. Zugleich vermittelt uns dieser Drehpunkt das Gefühl, dass es nicht die eine Lösung gibt, sondern dass unser "Soundtrack" immer wieder neu abgemischt werden muss – damit wir uns sowohl flexibel und handlungsfähig als auch orientiert in einer grundsätzlichen Richtung erleben.
17.00 bis 17.30 Uhr
Reflexion und abschließende Diskussion
mit Dr. med. Regina Reeb-Faller und Dr. Alexander Herr
17.30 Uhr
Verabschiedung der Teilnehmenden
Wir freuen uns, liebe Kollegin und lieber Kollege, auf Ihre Teilnahme und Ihre verbindliche Anmeldung bis Freitag, 24. Januar 2025
Dieses Online-Seminar richtet sich an ärztlich oder psychotherapeutisch tätige Kolleginnen und Kollegen und findet als interaktives Zoom-Meeting statt. Wir senden Ihnen rechtzeitig die Zugangsdaten zu.
Wir haben Fortbildungspunkte bei der Landesärztekammer Hessen beantragt. Auf Wunsch erhalten Sie eine Teilnahmebestätigung im Anschluss an das Online-Seminar.
Kurzfristig erforderliche Programmänderungen behalten wir uns vor.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Wenn Sie an diesem Online-Seminar nicht teilnehmen können, sich aber für die künftigen Seminarangebote aus der Reihe "hypnosystemische Praxis" interessieren, nehmen wir Sie gern in unseren Fortbildungsverteiler auf.
Bitte schreiben Sie uns eine E-Mail mit Name und Vorname, Titel sowie Angaben zu Ihrem medizinischen Fachgebiet oder therapeutischen Tätigkeitsfeld. Wir werden Sie rechtzeitig vor der nächsten Veranstaltung per E-Mail informieren.
Hypnosystemik und Spiritualität – wie sich Fragen nach dem Sinn des Lebens in psychotherapeutischen Prozessen sinnstiftend und erfüllend nutzen lassen mit Dr. med. Gunther Schmidt
Online-Fortbildung am 16. Oktober 2024
Bezogene Individuation – hypnosystemisches Balancieren für eine stimmige Beziehungsgestaltung (Teil 2) mit Dr. med. Regina Reeb-Faller, Dr. Alexander Herr, Jana Wagner-Krause, Andreas Lelley und Martina Baumann
Online-Fortbildung am 3. Juli 2024
Hypnosystemisches Selbstmanagement – zieldienlich durch herausfordernde Alltagsprozesse navigieren mit Dr. med. Gunther Schmidt
Online-Fortbildung am 8. Mai 2024
Bezogene Individuation – hypnosystemisches Balancieren für eine stimmige Beziehungsgestaltung (Teil 1) mit Dr. med. Regina Reeb-Faller, Dr. Alexander Herr, Milena Klose, Uwe Loda und Jana Wagner-Krause
Online-Fortbildung am 31. Januar 2024
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Fortbildung am 21. September 2019